Was soll uns das sagen …

Eine verkehrliche Untersuchung zum Straßennetz im Nordost-Raum Berlins aus dem Jahr 2018 ist von der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz (Sen UVK) vorgelegt worden. Den Untersuchungsbericht können sie hier herunterladen Bericht zur Verkehrsuntersuchung Nord-Ost. Er ist die Basis für die folgenden zusammenfassenden Ausführungen, verbunden mit einigen persönlichen Einschätzungen.

Betrachtet wurde für diese Untersuchung das abgebildete Gebiet:

Abb. 1 Untersuchungsraum der Verkehrsuntersuchung
Bildquelle: VU zum Straßennetz im Nordost-Raum Berlins

Auf 88 Seiten haben zwei beauftragte Verkehrsberater-Unternehmen aus Dresden und Berlin ihre Untersuchungsergebnisse und Schlussfolgerungen dargelegt. Sie sind dabei von den künftig zu erwartenden Verkehrsverhältnissen auf Grund der geplanten städtebaulichen Entwicklungen ausgegangen. Aus der Aufgabenstellung geht auch hervor, dass nicht nur die Hauptbaufelder (z.B. Blankenburger Süden) sondern auch die weiteren (meist kleineren) Bauvorhaben zu berücksichtigen seien.

Ziel der Untersuchung war die strategische Weiterentwicklung und Gestaltung des übergeordneten Straßennetzes im Nordosten von Berlin:

Abb.2 Übergeordnetes Straßennetz
Bildquelle: VU zum Straßennetz im Nordost-Raum Berlins

Aus der Bestandsanalyse der Untersuchung geht hervor, dass die radialen Straßen am stärksten belastet sind, was nicht überrascht. Auf Basis der Straßenverkehrszählung  2014 (!) erwies sich die BAB A 114 als am stärksten belastet. Es folgen die B109 Prenzlauer Promenade als Verlängerung der A 114, die Indira-Gandhi-Straße, die B2 Berliner Allee/ Malchower Chaussee und als eine mehr tangentiale Straße die Wisbyer Straße/ Ostseestraße.

Die Verkehrszählung von vor nunmehr nahezu 6 Jahren ergab auch: “Über die derzeit existierenden tangentialen Verbindungen im Untersuchungsraum werden geringere Verkehrsmengen als über die radialen Einfallstraßen abgewickelt.“ So wird berichtet, dass über den Blankenburger Pflasterweg an Werktagen 13.000 Kfz/24h fahren. Im Ortskern von Blankenburg, wo die tangentiale Ost-West-Verbindung und die radiale Verbindung zwischen Buch und Pankow zusammentreffen sind es schon mehr als 21.000 Kfz/24h. Zum Vergleich: bei den radialen Straßen sind es über 35.000 Kfz/24h.

Um Lösungen für die aktuellen und auch zukünftigen Verkehrsprobleme zu erarbeiten, sind mögliche Vorhaben für den Nordost-Raum untersucht worden. Aus unterschiedlichen Zusammenhängen entwickelt sind bis zum Prognosejahr 2030 über 20 Maßnahmen im Straßennetz des Nordost-Raumes von Berlin vorgesehen. Diese Maßnahmen setzen sich zusammen aus den sog. indisponiblen Maßnahmen (Bundesverkehrswegeplan 2030, Maßnahmen A-G) und 16 weiteren örtlichen Maßnahmen:

Abb. 3 Maßnahmen im Straßennetz
Bildquelle: VU zum Straßennetz im Nordost-Raum Berlins

Unklar ist, warum gerade diese Maßnahmen geplant wurden und im Rahmen dieser Untersuchung bewertet werden sollten. Nicht untersucht wurde die vielfach in bisherigen Bürgerbeteiligungs-Veranstaltungen und auch von unserem Bürgerverein wiederholt geforderte Ertüchtigung der vorhandenen tangentialen Verbindungen einschließlich der Veränderung des neuralgischen Knotenpunktes Bahnhofstraße-Priesterstege-Pflasterweg.

In die Untersuchung eingeflossen sind mögliche Auswirkungen der geplanten Stadtentwicklungsvorhaben auf Lärm (basierend auf Werten aus 2015), Schutzgebiete (basierend auf Werten aus 2017), Biotope (basierend auf Werten aus 2014), Wasser (basierend auf Werten aus 2009) und Luftschadstoffe (basierend auf Werten aus 2016).
Da fragt man sich doch, ob diese Werte nicht aktualisiert werden müssen und warum nicht die örtliche Kompetenz (Onlinebeteiligung) in die Untersuchung eingeflossen ist?

Hauptziel der Verkehrsuntersuchung war die Erstellung einer Prognose für die Zeit bis 2030 für den Untersuchungsraum. Dabei sind nur die sogenannten Planfälle betrachtet worden. Mehrere dieser Planfälle sind Varianten des unterschiedlichen Ausbaus der Tangentialverbindung Nord (TVN). Andere Planfälle ergeben sich auf Basis der Verkehrslösung Heinersdorf und als letztes ist die Realisierung aller geplanten verkehrlichen Maßnahmen angenommen worden.

Das auf diese Planfälle dann angewandte Bewertungsverfahren zielt auf eine Nutzwertanalyse ab und berücksichtigt dabei die Wichtung äußerer Faktoren (Wirkungsbereiche, z.B. Verkehrswirksamkeit, Umweltverträglichkeit …) und innerer Faktoren (Indikatoren, z.B. Unfälle, Verkehrsleistung, Neuversiegelung, …). Als Ergebnis ergab sich der Planfall, mit dem man formal  die größten Wirkungen je eingesetztem Euro erreicht. Das ist bei dieser Untersuchung der Planfall 1.5. In ihm werden das Kernstück der TVN von der B 2 bis zur Pasewalker Straße inclusive des Neubaus der Anschlussstelle Blankenburg an der A 114 in Kombination mit der Verbindungsstraße B 2 – Karow (siehe Abb. 3 Maßnahmen 2,3 und 6) als realisiert angenommen. Damit wird davon ausgegangen, dass die Bahntrasse und die BAB A114 überwunden wurden(?!). Mit welchen Realisierungszeiträumen ist da gerechnet worden?

Auch bei Realisierung dieser Vorzugvariante verbleiben im Ortskern von Blankenburg werktags lt. Prognose immer noch 17.000 Kfz/24h als Belastung. Aus der Untersuchung geht aber nicht hervor, inwieweit die möglichen Baufelder am Karower Damm und dem Lindenberger Weg berücksichtigt sind.  

Dieser Bericht ist in seinen Grundzügen auf einer Veranstaltung des „Forums Blankenburger Süden“ unter Leitung vom damaligen Staatssekretär Herrn Kirchner der anwesenden Öffentlichkeit in Kurzform vorgestellt worden. Im Nachgang sollte interessierten Bürgern das „Berliner Verkehrsmodell“ (Hilfsmittel zur Prognoseerstellung) vorgestellt werden, was bis heute nicht erfolgt ist. Der im Bericht vorgeschlagene Planfall ist für die aktuelle Verkehrssituation keine Lösung und es kann gut sein, dass der Blankenburger Süden schon besteht, wenn die Realisierung dieser Variante beginnt. Kann auch sein, dass sie dann nicht mehr beginnt. Einen solchen Fall gab es schon einmal in Neu Karow. Eine Wiederholung dieses Fehlers sollte verhindert werden.

Die vorgeschlagene Lösung wird im übrigen vom Bezirk Pankow parteiübergreifend abgelehnt. Das ist bei Sen UVK sicher bekannt. Was soll dann diese Veröffentlichung noch. Sen UVK ist doch schon weiter. Diese Verkehrsuntersuchung ist sicher nicht unentgeltlich erstellt worden und hilft nicht wirklich weiter.

Axel Bielefeldt, Bürgerverein Stadtentwicklung Berlin-Blankenburg e.V

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